© by Lienhard-Knauf.de

Drache

Eigentlich wollte ich mir ja mal eine alte BMW R75 kaufen, war ich durch den Modellbau drauf gekommen. Also den Vatter geschnappt und ab auf die Technorama (das ist so ne Oldtimer-Börse). 2000 Euros hatte ich vorsichtshalber mitgenommen, ich wollte sie ja gleich erstehen. Und es war sogar eine im Angebot.
Aber leider war der Preis viel zu hoch, 26 Mille sollte der Eisenhaufen kosten...

Das ist dann für so’n junges Kerlchen wie mich doch zu viel. Aber fasziniert hat mich so ein urzeitliches Motorrad schon, also suchte ich nach Alternativen.

Ich hörte, dass die Chinesen seit den 50er Jahren die R71 nachbauten, die “Lizenz” dazu bekamen sie von den Russen gegen Getreidelieferungen. Die Russen bauten die R71 nämlich schon seit den 40ern als M72 nach.

Egal, ist es halt die Kopie einer Kopie. Sieht aber aus wie früher und kostet nur ein Bruchteil einer originalen.
Gesagt, getan. Bei einem Importeur in Norddeutschland so’n Ding als Bausatz bestellt, dem Vatter gute Worte gegeben, dass er es zusammenbaut und gewartet, dass “sie” endlich in Deutschland eintrifft.

Im Juli war es dann soweit, wir konnten sie abholen und das Abenteuer konnte beginnen. Sie ist Baujahr 1957 und in China schon restauriert worden. Jedenfalls für chinesische Vorstellungen. Also erst noch mal alles zerlegen, neuen Kabelbaum rein, Späne aus dem Motor spülen, Radlager fetten und einstellen und so weiter...
Gut zwei Monate später fuhr sie dann...und es macht richtig Spaß.
Das ist noch ein Motorrad und keine Tupperdose.

 

a_IMGP0728

Ankunft in Kassel, hochmotiviert wird das Auto entladen...

 

...dann folgen die ersten kritischen Blicke und der Entschluss alles, was die Erben Maos restauriert haben nochmals zu überarbeiten.

 

a_IMGP0747
a_IMGP0774

Neben dem Austausch aller wichtigen Schrauben in solche, die ihren Zweck auch erfüllen, muss auch der Kabelbaum dran glauben.

 

Die Spiele im Motor werden überprüft und die gröbsten Späne entfernt.

a_IMGP0773
a_IMGP0777

Nun bekommt die Chang Jiang eine komplett neue Elektrik verpasst.

...mhhh, hoffentlich weiß der Vatter da was er gemacht hat und wie das alles wieder zusammengehört.....

a_IMGP0770
a_IMGP0260

Letzte Handgriffe, bevor mein “Bordmechaniker” die ersten Meter fahren darf. Ich selber musste mich noch gedulden, weil ich noch daran war den Führerschein zu machen. Aber es hat ihm sichtlich Spaß gemacht.

Der Chang Jiang Stausee - oder wie?
Die Kurbelgehäuse Entlüftung der betagten SV-Motor Konstruktion
(aus den 30er Jahren!)
muckt manchmal ein wenig auf.

Aber alles halb so wild.

 

a_IMGP0796
a_IMGP0789

...nimmt das ewige Ölwechseln
denn nie ein Ende?

Die ersten tausend Kilometer wurden Solo zurückgelegt, das tat dem Motor beim Einfahren gut. Außerdem kam man während der reichlich anfallenden Wartungs- und Einstellarbeiten überall besser dran.

a_IMGP0797
a_Kopie_von_neu-2

Eingewöhnungsfahrt mit Beiwagen im Reinhardswald; das breite Grinsen ist übrigens echt.

Erster und bisher einziger unplanmäßiger Halt. Spritmangel im Habichtswald. Nach dem Umschalten auf Reserve fuhr sie noch ca. 3 km weit, dann war Ende. Es lag am ausgewechselten Benzinhahn, der durch ein Zwischenstück den Tank bei Normalbetrieb zu sehr entleerte. So war die Reservemenge zu knapp. Hier warten wir aus das “Versorgungsfahrzeug”, welches mit Benzin, Süßigkeiten und Zigaretten naht.

 

a_Bild015
a_IMGP0334

Wenn der Vater mit dem Sohne...